CDU im Kreis sieht sich vor großen Herausforderungen — Kreisparteitag in Dernau — Christdemokraten werben um neue Mitglieder
Einen von Harmonie und Aufbruchstimmung geprägten CDU-Kreisparteitag erlebten die 110 Delegierten der 2235 organisierten Christdemokraten an Ahr, Rhein und in der Eifel am Freitagabend im Dernauer Gemeindesaal. Eitel Sonnenschein herrscht dennoch nicht im CDU-Lager.
Die Partei steht vor großen Herausforderungen. Sinkende Mitgliederzahlen, Überalterung und ein ungesundes Verhältnis zwischen Frauen und Männern (1:4) in den eigenen Reihen machte Kreisvorsitzender Guido Ernst in seinem Rechenschaftsbericht aus. Zumindest der Rückgang der Mitgliederzahlen kann bereits 2009 direkte Folgen für den Kreisverband haben: Wenn gemeinsam mit den Parteifreunden aus dem Kreis Mayen-Koblenz der Nachfolger für den Dernauer Bundestagsabgeordneten Wilhelm Josef Sebastian im Wahlkreis 200 gesucht wird, läuft man erstmals seit drei Jahrzehnten Gefahr, die Bewerberwahl gegen den mittlerweile gleichstarken CDU-Verband aus dem Raum Mayen/Andernach zu verlieren. ‘Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir über die Zahl der Delegierten, die sich aus der Zahl der CDU-Mitglieder in unserem Kreis errechnet, eine gute Ausgangsposition haben’, motivierte Ernst seine Parteifreunde, die Mitgliederwerbung zu verstärken.
Um Engagement, Geschlossenheit und aktive Mitstreiter warb Ernst auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2009. Programmatisch ist der Vorsitzende jedoch überzeugt, mit seiner Partei im Kreis Ahrweiler auf dem richtigen Weg zu sein. ‘Wir haben uns den Herausforderungen in der Vergangenheit gestellt. Die guten Ergebnisse unserer Arbeit vor der Brust, werden wir die Wähler überzeugen.’
Im kommenden Jahr will sich die Partei verstärkt dem Thema ‘Ländlicher Raum’ widmen und gemeinsam mit dem ‘Weißen Ring’ gegen Gewalt im Kreis vorgehen. ‘Denn dieses Thema ist auch bei uns angekommen’, machte Ernst klar. Ein weiteres dickes Aufgabenpaket steckt für den Kreisvorsitzenden in der geplanten Kommunalreform für Rheinland-Pfalz. Ernst verteidigte das bestehende System aus Verbandsgemeinden, Ortsgemeinden und Landkreisen. ‘Es hat in 30 Jahren für nahezu gleiche Lebensbedingungen in Rheinland-Pfalz gesorgt. Die CDU sei deshalb für eine Reform, die ‘die kommunale Ebene stärkt’. Für die Christdemokraten müssen die aktuellen Verwaltungsstrukturen modernisiert, die bestehenden Verhältnisse und Aufgaben auf den Prüfstand. Entscheidende Kriterien seien Bürgernähe, Qualität der Dienstleistung und Kosteneffizienz. ‘Dabei muss für die Verwaltung gelten: Die Treppe muss von oben nach unten gekehrt werden. Wo immer möglich, soll vor Ort entschieden werden.’
Eine Einschätzung zur großen Koalition in Berlin gab es für die CDU-Delegierten aus dem Kreis zum Abschluss des Parteitages vom Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Norbert Röttgen. Für den prominenten Gastredner ist deren größter Erfolg, dass sie einen Paradigmenwechsel eingeläutet habe. ’40 Jahre hat dieses Land über seine Verhältnisse gelebt und 1,6 Billionen Euro Schulden angehäuft. Mit dieser Politik hat diese Koalition gebrochen.’ Als klaren Gewinner des Zweckbündnisses aus CDU und SPD machte Röttgen seine Partei aus. ‘Das bestätigen uns alle Umfragen.’ Die SPD sah er in einer Identitätskrise und als Volkspartei vor einer existenziellen Bedrohung. Die Ergebnisse des SPD-Bundesparteitages sah er als neue ‘machttaktische Positionierung’, um sich aus der Zwickmühle zwischen CDU und der Partei ‘Die Linke’ zu befreien. Erfolgreiche Aussichten beschied er dieser Ausrichtung nicht: ‘Nur die Partei bekommt Akzeptanz, die den Mensch vor die Partei stellt.’ Und das sei der Weg der CDU.
(Rein-Zeitung vom 12.11.2007)