14. August 2006

Bürokratische Auflagen beeinträchtigen die Handlungsfähigkeit beim ‘Fördern’ und ‘Fordern’ — Wilhelm Josef Sebastian MdB (CDU) besucht ARGE in Mayen

Bei der Arbeits­ge­mein­schaft (ARGE) des Land­krei­ses May­en-Koblenz infor­mier­te sich jetzt der CDU-Bun­­des­­tags­­a­b­­ge­or­d­­ne­­te Wil­helm Josef Sebas­ti­an über die kon­kre­te Umset­zung der unter dem Schlag­wort ‘Hartz IV’ geläu­fi­gen Arbeits­markt­re­for­men. In der Maye­ner Geschäfts­stel­le begrüß­te ARGE-Geschäfts­­­füh­­rer Rolf Koch den Abge­ord­ne­ten sowie den Kreis­bei­geord­ne­ten Bern­hard Mau­el und die Mai­fel­der Bür­ger­meis­te­rin Anet­te Moes­ta, die bei­de als Mit­glie­der der Trä­ger­ver­samm­lung mit die­sen Fra­gen beschäf­tigt sind.

Die Zusam­men­le­gung von Arbeits­­lo­­sen- und Sozi­al­hil­fe wird in Deutsch­land seit dem 01.01.2005 in drei ver­schie­de­nen Orga­ni­sa­ti­ons­for­men erle­digt. Dabei gibt es – von der Uni­on damals noch gegen Rot-Grün durch­ge­setzt — 69 Opti­ons­krei­se, die dies in kom­mu­na­ler Trä­ger­schaft erle­di­gen. Die Regel­form ist die so genann­te ARGE, die in Krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten jeweils gemein­sam von Bun­des­agen­tur für Arbeit und Kom­mu­nen gebil­det wird. Weni­ge Kom­mu­nen – so in der Nach­bar­schaft der Kreis Ahr­wei­ler – sind bis­lang kei­ne ARGE ein­ge­gan­gen; dort wer­den die Auf­ga­ben in getrenn­ter Trä­ger­schaft wahr­ge­nom­men, die Arbeits­agen­tur über­nimmt Arbeits­lo­sen­geld II und Ver­mitt­lung, die Kom­mu­nen die Kos­ten der Unterkunft.

Die ARGE-Lösung, so wie im Kreis May­en-Koblenz rea­li­siert, wirft aller­dings kon­kre­te Pro­ble­me auf, die die inhalt­li­che Arbeit beschrän­ken und behin­dern. Wie Sebas­ti­an in May­en erfuhr, ste­he die Arbeits­ge­mein­schaft inhalt­lich sehr stark unter der Ein­fluss­nah­me der Bun­des­agen­tur in Nürn­berg. So wür­den stän­dig sehr umfang­rei­che Rund­schrei­ben und neue Ver­fah­rens­vor­schrif­ten die Arbeits­kraft in hohem Maße bin­den. Die feh­len­de Dienst­her­ren­ei­gen­schaft der ARGE macht es der Geschäfts­füh­rung schwie­rig, inhalt­li­che und arbeits­recht­li­che Belan­ge der Mit­ar­bei­ter zu ver­knüp­fen. Den von den Kom­mu­nen zur ARGE dele­gier­ten Mit­ar­bei­tern steht es offen, zur Gemein­de und Stadt zurück­zu­keh­ren. Fol­ge: durch die­se Fluk­tua­ti­on in der ARGE gibt es bei der qua­li­fi­zier­ten Auf­ga­ben­er­le­di­gung immer wie­der Rück­schlä­ge und den Kom­mu­nen fehlt weit­ge­hend der Arbeits­be­reich ‘Sozia­les’, um die­se ‘Rück­keh­rer’ wie­der effi­zi­ent einzusetzen.

Durch die Ver­la­ge­rung der frü­he­ren Sozi­al­hil­fe zur ARGE wur­de auch ein Teil der kom­mu­na­len Selbst­ver­wal­tung ein­ge­schränkt, so stell­te man sei­tens der CDU-Poli­­ti­ker im Gespräch fest. Die dezen­tra­le und unbü­ro­kra­ti­sche Betreu­ung der Men­schen in der Kom­mu­ne schei­ne nicht mehr so ohne wei­te­res mög­lich, dazu gehört auch die bis dahin schon weit ent­wi­ckel­te Miss­brauchs­kon­trol­le bei der Sozi­al­hil­fe. Das von der Gro­ßen Koali­ti­on zuletzt ver­ab­schie­de­te Gesetz zur Fort­ent­wick­lung der Grund­si­che­rung für Arbeits­su­chen­de sieht immer­hin vor, so beton­te Wil­helm Josef Sebas­ti­an, dass Leis­tungs­miss­brauch durch Ver­stär­kung der Außen­diens­te der ARGE´n ver­stärkt bekämpft wer­den soll. ‘Ein Fort­schritt’, so der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, ‘aber noch nicht das Maß aller Dinge.’

Bestä­tigt sieht sich Wil­helm Josef Sebas­ti­an MdB in sei­ner Ein­schät­zung durch die aktu­el­len ers­ten Ergeb­nis­se der flä­chen­de­cken­den Befra­gung aller Land­krei­se und aller Opti­ons­kom­mu­nen durch das im Rah­men der Eva­lua­ti­on der Auf­ga­ben­trä­ger­schaft im SGB II vom Deut­schen Land­kreis­tag (DLT) beauf­trag­ten Inter­na­tio­na­len Insti­tuts für Staats- und Euro­pa­wis­sen­schaf­ten (ISE). Alle ant­wor­ten­den Opti­ons­kom­mu­nen wür­den heu­te wie damals optie­ren. Bei den ARGE‘n sind ver­gleichs­wei­se nur 56 Pro­zent mit ihrer Ent­schei­dung zufrie­den. Die Mög­lich­keit zur Kor­rek­tur der Ent­schei­dung wür­den die übri­gen 44 Pro­zent der ARGE‘n ganz über­wie­gend für die Ent­schei­dung zur Opti­on nut­zen, die ver­blie­be­nen 12 Pro­zent für eine getrenn­te Auf­ga­ben­wahr­neh­mung. An der Erhe­bung haben sich mit 235 über 71 Pro­zent der 330 befrag­ten Krei­se und kreis­frei­en Städ­te beteiligt. 

Inter­es­sant ist das zusam­men­fas­sen­de Ergeb­nis der ISE-Erhe­­bung. Danach lässt sich fest­hal­ten, dass die Opti­ons­kom­mu­nen gegen­über den ARGE‘n grö­ße­re Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten haben. Offen­sicht­lich errei­chen aus die­sem Grund die optie­ren­den Kom­mu­nen bes­se­re Betreu­ungs­re­la­tio­nen, einen höhe­ren Anteil an Ein­glie­de­rungs­ver­ein­ba­run­gen und eine höhe­re Mit­tel­aus­schöp­fung. ‘Dem Opti­ons­mo­dell liegt das Ziel der Uni­on zugrun­de’, so der hei­mi­sche CDU-Bun­­des­­tags­­a­b­­ge­or­d­­ne­­te, ‘mit Hil­fe des Krea­ti­vi­täts­po­ten­zi­als der Kom­mu­nen die Ver­mitt­lung von Lang­zeit­ar­beits­lo­sen struk­tu­rell zu ver­bes­sern. Der nun­mehr offe­ne Wett­be­werb der Sys­te­me zeigt, dass es rich­tig war, wenigs­tens 69 Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten eine eigen­stän­di­ge Trä­ger­schaft des Arbeits­lo­sen­gelds II zuzugestehen’.