28. Juli 2005

Das Verteidigungsministerium mauert’ — Wilhelm Josef Sebastian MdB erhält keine Information zum Sachstand ZNBw

Sei­ne Rech­te als Par­la­men­ta­rie­rer grob ver­letzt sieht der CDU-Bun­­des­­tags­­a­b­­ge­or­d­­ne­­te Wil­helm Josef Sebas­ti­an: das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung wei­gert sich ent­ge­gen den recht­li­chen Bestim­mun­gen, sei­ne schrift­li­chen Fra­gen zum Sach­stand der Ver­la­ge­rung von Tei­len des Zen­trums für Nach­rich­ten­we­sen der Bun­des­wehr (ZNBw) zu beant­wor­ten. Am vori­gen Don­ners­tag hat­te Sebas­ti­an die Fra­gen zur Beant­wor­tung ein­ge­reicht, die Wochen­frist zur Beant­wor­tung ist am heu­ti­gen Don­ners­tag, 28. August, ver­stri­chen. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um teil­te Sebas­ti­an jetzt per Fax ledig­lich mit, dass sich die ‘Beant­wor­tung der Fra­gen’ ver­zö­ge­re, SPD-Staa­t­s­e­­k­re­­tär Kol­bow wer­de die Fra­gen bis zum 5. August beantworten.

‘Das Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um mau­ert offen­bar mas­siv’, so die Bewer­tung von Wil­helm Josef Sebas­ti­an zu die­sem Vor­gang. Nach­dem vor eini­ger Zeit erst durch inof­fi­zi­el­le Infor­ma­tio­nen Pres­se und Öffent­lich­keit alar­miert wor­den sei­en, sah man sich auf der Hardt­hö­he in Bonn wohl ‘beim Sün­den­fall ertappt’, so der Christ­de­mo­krat. Sein Gespräch, dass er Ende Juli gemein­sam mit sei­nem CDU-Bun­­des­­ta­g­­kol­­le­­gen Dr. Nor­bert Rött­gen im ZNBw in Gels­dorf mit den Mili­tärs geführt habe, ergab näm­lich zwei­fels­frei, dass mit einer so genann­ten Leis­tungs­ver­ein­ba­rung zwi­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter und Bun­des­kanz­ler die Fusi­on zwi­schen ZNBw und Bun­des­nach­rich­ten­dienst am Par­la­ment vor­bei ‘klar­ge­zo­gen’ wer­den sollte.

Wil­helm Josef Sebas­ti­an MdB hat­te dar­auf­hin die Wis­sen­schaft­li­chen Diens­te des Deut­schen Bun­des­ta­ges mit einer Rechts­exper­ti­se zur Ver­fas­sungs­mä­ßig­keit der Fusi­ons­plä­ne beauf­tragt. Im Ergeb­nis wur­de dabei fest­ge­stellt, dass ‘für geplan­te Maß­nah­men, die über eine orga­ni­sa­to­ri­sche Umge­stal­tung hin­aus­ge­hen, auch Bun­des­ge­set­ze durch das Par­la­ment geän­dert wer­den müssen.’ 

Die schrift­li­che Anfra­ge Sebas­ti­an aus der ver­gan­ge­nen Woche rich­te­te sich dem­ge­mäß auf die Bewer­tung der Bun­des­re­gie­rung zu die­ser ver­fas­sungs­recht­li­chen Fra­ge. Sebas­ti­an woll­te auch wis­sen, wie man beim Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um die Fra­ge bewer­te, ob die Inha­ber der Dienst­pos­ten in Graf­schaft ver­pflich­tet wer­den kön­nen, nach Ber­lin in eine neue Dienst­stel­le unter dem Dach des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes zu wech­seln. Schließ­lich frag­te Sebas­ti­an danach, wel­chen Sach­stand die Unter­zei­chung der ‘Leis­tungs­ver­ein­ba­rung’ zwi­schen Struck und Schrö­der habe. ‘Die­se sind alles Fra­gen und Sach­ver­hal­te, die auf der Hardt­hö­he seit Mit­te Juni durch die öffent­li­chen Dis­kus­sio­nen bekannt sein müs­sen,’ kri­ti­siert Sebas­ti­an, ‘ich hal­te es für skan­da­lös, dass man Ende Juli nicht in der Lage sein soll, einem Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten ent­spre­chen­de Fra­gen zu beantworten.’

Nach Sebas­ti­ans Infor­ma­tio­nen hat sich für den mor­gi­gen Frei­tag der rhein­­land-pfäl­­zi­­sche Minis­ter­prä­si­dent Kurt Beck (SPD) bei der Bun­des­wehr in Gels­dorf zum Besuch ange­sagt. Man dür­fe dabei wirk­lich gespannt sein, ob wenigs­tens er dabei von sei­nem Par­tei­freund Peter Struck, Bun­des­mi­nis­ter der Ver­tei­di­gung, aktu­el­le Infor­ma­tio­nen ein­brin­gen kön­ne. Aus inter­nen Quel­len weiß Sebas­ti­an zudem, dass die Leis­tungs­ver­ein­ba­rung bereits am Mitt­woch unter­schrie­ben wor­den sein soll.